Der böhmische Komponist Josef Suk (1874-1935) - man möchte es glauben oder nicht - gab über 4.000 Konzerte in mehr als 40 Jahren als Mitglied vom České kvarteto, des Tschechischen Streichquartetts. Als junger Komponist wurde er von Dvořák und Brahms gefördert, und das tschechische Publikum erwartete, dass aus ihm ein neuer Smetana werden würde - ein gefeierter Nationalkomponist.

Selbst hatte er dennoch noch andere Ziele - sein hinterlassenes Œu­v­re lässt vermuten, dass ihn die Kunst der Musik allein interessierte, und dass ihm daran gelegen war, eine zeitgemäße Tonsprache zu entwickeln, die die Zeit nach der Romantik forderte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Leute wie Arnold Schönberg mehrmals nach Prag reisten, nur um Aufführungen von Suks Werken zu hören (dies geht aus der im 1946 erschienenen Anthologie "Živá slova Josefa Suka" - "Die lebendigen Worte von Josef Suk" von Jan Miroslav Květ hervor).

Dank des großzügigen Arbeitsstipendiums der GVL hatte ich die Möglichkeit, Josef Suks Klavierzyklus "Erlebtes und Erträumtes" op. 30 einzustudieren und aufzunehmen. Im Laufe von 10 Wochen werden die einzelnen Sätze hier veröffentlicht - in der Hoffnung, dass dieses zur Aufdeckung eines wertvollen Teils unserer Musikgeschichte beitragen mag.

Op. 30 Nr. 1

Allegretto moderato: Mit Humor und ironisch, stellenweise grimmig erregt

Op. 30 Nr. 2

Allegro vivo: Unruhig, schüchtern, nicht allzu ausdrucksvoll

Op. 30 Nr. 3

Andante sostenuto: Geheimnisvoll und sehr duftig

Op. 30 Nr. 4

Poco allegretto: In sich versunken, später mit allmählich gesteigerter Energie

Op. 30 Nr. 5

Zur Genesung meines Sohnes. Adagio - Ruhig mit inniger Empfindung

Op. 30 Nr. 6

Moderato quasi allegretto. Still vergnügt

Op. 30 Nr. 7

Schlicht, später mit zwingender Macht. Adagio non tanto

Op. 30 Nr. 8

Vivace: Fein und geschwätzig

Op. 30 Nr. 9

Lispelnd und geheimnisvoll

Op. 30 Nr. 10

Den vergessenen Grabhügeln auf unserem Dorffriedhofe